Apropos Manuela Pasch
von Peter Funken
Der Kopf eines Hundes, seine Schnauze und Augenpartie, Fische, Möwen, das Meer, Strohballen auf dem Feld, Totenschädel, Schimpansen, Adler und Adleraugen, die Blicke verschleierter Frauen – und neuerdings malt die Künstlerin auch Männer beim Spalten von Holzscheiten. Dies alles sind Motive ihrer Malerei, die sich augenscheinlich dem lebendig Natürlichen zuwendet und der Vitalität, die ihm innewohnt. In dieser Malerei wird aber vor allem das Sehen, Gesehen werden wie auch der Vorgang des Wahrnehmens thematisiert.
Vordergründig geht es um das Äußere der Wesen und Dinge, ihre bloße Oberfläche – dies geschieht oft aus unmittelbarer Nähe und mit vielen Details: man sieht sehr genau Fell und Auge des Hundes oder das Federkleid eines Adlers. Sie hat keine Scheu nahe heran zutreten, sie will präzise bezeichnen, was sie sieht, und zeigt es äußerst anschaulich – in starken Farben und mit zupackenden Pinselstrichen; es muss eine Lust, ja Leidenschaft sein, alles ganz exakt zu sehen, zu erkennen und dann wiederzugeben.
Mit dem Malen lässt sich nicht nur etwas mitteilen, sondern auch begreifen und verstehen; dies gilt zuerst für die Künstlerin, die sich ihrem Gegenstand widmet, ihn fixiert – und damit bei der Arbeit vor der Herausforderung steht, eine richtige Hand zu zeigen, wie sie die Axt führt, oder das Gefieder einer Möwe oder den neugierigen Blick eines Affen.
Wenn Malerei, wie hier, die Wiedergabe und Widerspiegelung erlebter und gesehener Wirklichkeit ist, dann handelt solche Kunst vom Empfinden subjektiver Kraft, und auch vom Begreifen und Verstehen wollen, was diese Welt im Innersten ausmacht, was sie bedeutet. Es geht also um Existentielles – konkret gesagt um die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Die Betonung liegt aber hier auf dem Begriff der Frage, denn mit allzu eindeutigen Antworten entzieht sich zumeist der Sinn. Dies bedeutet dann, dass diese Bilder keine eindeutigen und einfachen Antworten geben, sondern davon sprechen, wie sich im und beim Malen das Fragen einstellt und formuliert, um mit Malerei etwas sichtbar zu machen – für eine Öffentlichkeit. Bei der Künstlerin wird demnach das Bild zum einem Spiegel, denn mit ihrer Kunst steht Selbstbefragung im Gedanken eines „Erkenne Dich!“ im Raum.
An diesem Prozess darf man als BetrachterIn teilhaben, denn die Künstlerin stellt mit ihrer Kunst ganz offensichtlich das Sichtbarmachen eines geistigen Vorgangs samt handwerklichem Herstellungsprozess zur Schau. Ihre Motive sind dabei als sinnliche Beispiele, als „Bildbeweise“ zu verstehen. Malerei wird somit auch zur Aufforderung an uns, selber zu sehen, zu denken und zu erkennen. Darin, so finde ich, liegt ein Vermögen dieser Kunst und auch ein großes Vergnügen, das beim Betrachten ihrer Bilder entsteht, weil ihre Malerei auf sinnliche Weise zeigt, wie Erkenntnis entsteht, wie also bei der Malerei als einer sichtbar machenden Kunst gehandelt wird.
Wer ist Manuela Pasch
Arbeitssituationen, beschrieben von Detlev Foth
…”Auffällig war, wie ich bemerkte, eine hohe Konzentration, eine Unermüdlichkeit, ein tatsächliches Ringen um Ausdruck, ein souveräner Umgang mit Farbe. Die Themen: scheinbar einfach, verblüffend einfach; hier der Kopf eines Hundes, allerdings überdimensioniert und kühn in Szene gesetzt vermittels ganz eigener, sich vorwiegend im Ausschnitt vollziehender Komposition, da eine große Möwe, ein Adler, ein Fisch: die Malerin vermeidet hierbei jedes Klischee – bewusst oder unbewusst, meisterlich. Als Maler lernt man den anderen Maler am besten kennen, nähert sich ihm auf eine treffliche Weise, indem man ihm beim Arbeiten zuschaut. Der Malvorgang lässt wenig Fragen offen, die ganze künstlerische Persönlichkeit gibt sich während eines Malprozesses zu erkennen. Diese Malerin, das kann ich sagen, sucht die Wahrhaftigkeit im Unspektakulären, definiert, betont, umschreibt die Seele der Kreatur, sucht das Stille innerhalb einer lauten Welt – ja, es kommt mir vor, als wolle sie die Stille selbst beschreiben. Es mag absurd klingen oder als unerheblich empfunden werden, aber eines fiel mir sofort auf: diese Künstlerin verwendet Öl ohne Zuhilfenahme jedweder Malmittel, und doch ist ihr Duktus geschmeidig, treffsicher ist er sowieso. Nass-in-Nass-Malerei ohne Terpentin, eigentlich ein Unding, zumindest eine schwere Übung, in jedem Fall symbolhaft für die Unkonventionalität dieser Malerin: Alles Weitere wird sich aus der Beschäftigung mit dem Werk dieser Künstlerin ergeben – langweilig wird dies ganz gewiss nicht.”